Ich war ja richtig erstaunt, viele der Kunden mit denen ich über den Streik sprach befürworteten ihn nachdem sie erfahren hatten, aus welchem Betrag sich die so oft genannten 31% errechnen, nämlich zwischen 1200 und 1500 Euro netto Grundlohn. Ich wünsche mir, dass sich dies während des bevorstehenden Arbeitskampfes nicht gravierend ändern wird. Dieser Artikel soll Ihr Verständnis dafür wecken, denn mit der Einigung der Bahn mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA wurde – laut Aussage des FDP-Abgeordneten Horst Friedrich in der Presseinformation Nr. 693 vom 02.07.2007 – ein Zweckbündnis der beiden „Bosse“ geschmiedet von dem weder die Mitarbeiter der Bahn noch deren Kunden profitieren.
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Bahnvorstand und Transnet inszenieren ein durchsichtiges Theater, leider auf dem Rücken der Bahnkunden (Anm. und der Mitarbeiter). Es ist längst klar, dass es einen hohen Abschluss zugunsten der Transnet geben wird. Das ist die Gegenleistung für die Unterstützung des Bahn-Börsengangs durch Gewerkschaftsboss Norbert Hansen. Ohne Hansen hätte Hartmut Mehdorn niemals die SPD auf seinen Kurs bekommen. Jetzt muss er Hansen helfen, denn dessen Haltung zum Bahn-Börsengang versteht niemand an der Gewerkschaftsbasis. Hansen braucht für den bevorstehenden Gewerkschaftstag einen Erfolg. Außerdem braucht er einen Erfolg gegenüber der Konkurrenz der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL). Zwischen Bahn und GdL läuft ein ernsthafter Tarifkonflikt. Deshalb ist völlig klar, was passieren wird. Hansen wird für die Transnet einen glänzenden Tarifabschluss bekommen. Die Streiks sind reines Nebelwerk zur Täuschung der Öffentlichkeit und der Gewerkschaftsmitglieder. Dazu gehören auch die scheinheiligen Appelle von Personalvorstand Margret Suckale, die Gewerkschaften dürften nicht „blockieren“. Sie weiß genau, dass sie Hansen bald einen günstigen Abschluss für die Transnet schenken wird. Gegenüber der GdL hingegen wird der Bahnvorstand einen harten Kurs fahren. Auch damit hilft Mehdorn seinem Paktbruder Hansen. Für Rücksicht gegenüber den Kunden ist bei solchem Kalkül kein Platz – weder bei Hansen noch bei Mehdorn.
Übrigens braucht sich über hohe Tarifforderungen nicht zu wundern, wer bei seinen Gewinnmeldungen von 2,5 Milliarden Euro EBIT spricht (um die angebliche Börsenreife zu belegen), seinen Mitarbeitern aber nicht erklärt, dass dies das Ergebnis vor Zinsen ist.
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Am 06.07.2007 griff der Fernsehsender N24 das Thema auf. Hier wird der Sprecher der Gewerkschaft Transnet Michael Klein aus einem Gespräch mit netzzeitung.de mit den Worten „Herr Friedrich leidet scheinbar unter Wahnvorstellungen“ zitiert. Außerdem meinte er „die Darstellung sei völlig falsch“ und „es handle sich nur um einen Satzungs-Gewerkschaftstag“.
Herr Friedrich rechnete mit einem Abschluss in Höhe von 4,3% mehr Gehalt ab 01.01.2008 bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Damit lag er – wie man ja jetzt weiß – gar nicht so falsch…
Die Transnet beschwerte sich in einem Schreiben an Guido Westerwelle über die Äußerungen von Herrn Friedrich. Sie verlangte, dass dieser die Äußerungen zurücknehmen und sich für die „infamen Behauptungen“ bei den Gewerkschaftsmitgliedern entschuldigen soll. Hansen zeigte sich im Schreiben an Herrn Westerwelle verärgert und entsetzt über die haltlosen und infamen Unterstellungen. Besonders erbost sei Hansen über den von Friedrich hergestellten Zusammenhang zwischen den politischen Entscheidungen zur Teilprivatisierung der Bahn, der Position der Transnet dazu und den aktuellen Tarifauseinandersetzungen. Das sei „infam und ein Schlag unter die Gürtellinie“.
Trotz der geforderten Entschuldigung erneuerte Friedrich seine Vorwürfe. Die Bahn werde Hansen mit dem „besten Abschluß branchenweit“ einen „Riesenerfolg“ bescheren. Mit diesem Erfolg im Rücken könne Hansen dann „Aktivitäten gegen die GdL“ richten. Friedrich glaubt, dass die Bahn in der Ablehnung der Forderungen der SdL hart beleiben wird.
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Die GdL ist dann gezwungen, will sie ernst genommen werden, zu streiken.
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Ein solcher Streik käme sowohl der Bahn als auch der Transnet nicht ungelegen. Nach dem „Hansen-Erfolg“ könne angesichts einer von ihren Gegenern dominierten öffentlichen Meinung die von Bahn und Transnet nicht gewollte GdL grundlegend geschwächt werden. Die Bahn würde die GdL wegen deren Ablehnung des Börsengangs „gerne loswerden“, zudem wäre es gegenüber Investoren vorteilhaft, „im wesentlichen nur mit einer einzigen handzahmen Bahngewerkschaft zu tun zu haben“.
Für Transnet wäre es wiederum von Vorteil, wenn die GdL einen Streik nicht durchhält, weil sich dann der Trend eines Mitgliederzulaufs aus der Transnet zur GdL umkehren könnte.
Soviel zum Bericht von N24.
Ob das Kalkül der Bahn und der Transnet aufgeht werden wir sehen. Ich bin (noch) Mitglied der Transnet, jedoch aus verschiedenen Gründen, unter anderem dem, dass es in dieser Gewerkschaft bei wichtigen Fragen wie dem Börsengang undemokratisch zugeht, nicht mehr lange. Ich profitiere weder vom Abschluss der Transnet/GDBA noch von einem eventuellen Abschluss der GdL, da ich Beamter bin. Es könnte mir also alles egal sein aber ich unterstütze den Kampf der GdL für einen Tarifvertrag für das Fahrpersonal (nicht nur für Lokführer), denn diese Gruppe ist für die Belastung, die Verantwortung und das wesentlich schlechter gewordene Betriebsklima absolut unterbezahlt!
Wissend, dass Sie, unsere Kunden, vom bevorstehenden Arbeitskampf am meisten betroffen sein werden, möchte ich hiermit trotzdem um Unterstützung und Verständnis werben, denn – wenn unser Arbeitgeber das auch anders zu sehen scheint – sie werden letztendlich von motivierten Mitarbeitern mehr profitieren als von solchen, denen sie langsam aber sicher genauso egal werden wie unserem Arbeitgeber.